Wir testen für euch den Hyundai IONIQ VFL im Alltag und können bereits hier ein tolles Ergebnis ankündigen

Am 01. September übernahmen wir nun diesen sagenumworbenen Hyundai IONIQ für den Praxistest von insgesamt 10 vollen Tagen.

Er war weiß, er war flach und er wirkte auf Anhieb sympathisch. Mit seiner frechen Front ohne Kühlergrill hob er sich – wie auf hunderten vorab gesichteten Seiten und Pages im Internet – von der bekannten Masse ab.

Und was sollen vorab sagen: wir waren von Anfang an bis zur letzten Minute grenzenlos begeistert! Fast hätten wir den Wagen nimmer zurückgegeben.

Verarbeitungsqualität und Haptik

Unpassende Spaltmaße, falsch eingepasste Kunststoffteile oder seltsame Dichtungen – all dies sucht man beim IONIQ vergebens. Die Marke Hyundai hat hier perfekte Arbeit geleistet und ein dem Verbrenner ohne etwaige Diskussion als auch dem elektrischen Mitbewerb haushoch überlegenes Fahrzeug auf die Füße gestellt. Wo man auch hinschaut: alles, wirklich alles hat Bestnoten in Bezug auf Qualität und Verarbeitung verdient.

Die Türen sind passgenau im Spaltmaß, die Türgriffe sind edel und zudem beleuchtet. Der IONIQ schaut zukunftsträchtig aus und verspricht Vieles. Und er wird es halten, dem waren wir auf Anhieb bewusst. Beim Einsteigen vergisst man sehr schnell, sich in einem Auto zwischen Golf und Passatgröße zu befinden. Die Qualität außen und innen allein kann mit jedem Oberklassenfahrzeug aus deutscher Produktion ohne Probleme leicht mithalten.

Das Cockpit hinterlässt einen positiven Eindruck. Die Verarbeitung ist sauber und alles ist übersichtlich, inklusive gut ablesbarer Instrumente. In der Mittelkonsole gibt es einen Ladeschacht fürs Smartphone, in welchem ein Android Smartphone induktiv geladen wird. Im Innenraum verwendete hochwertige Materialien vereinigen sich harmonisch und lassen Stoffe und Kunststoffe weder minderwertig noch billig aussehen. Das gesamte Cockpit vermittelt mit seiner strukturierten und weichen Oberfläche den Eindruck einer hochwertigen Oberklassenlimousine.

Dass nach dem Start innen nicht ein einziger Ton vernehmbar wurde, war die eigentliche Sensation. Diese erhabene Ruhe ist einzigartiges Merkmal der Stromer. Kein Benzin- oder Dieseljünger vermag sich auch nur annähernd vorstellen, was dieses Erlebnis bei einem Menschen auslösen kann.

Optisch, akustisch und haptisch gibt es hier – und wir suchen heute noch nach eventuellen Mängeln – überhaupt nichts auszusetzen. Vielmehr war dies vor diesem Praxistest zwar alles bereits irgendwie schon in den Köpfen. Auch die bisherigen Stromer waren ruhig und brachten uns pure Freuden. Aber dieser IONIQ ist schlichtweg noch eine Portion – besser.

Größe und Kofferraum

Der IONIQ Elektro hat als 4,50 m lange Kompaktlimousine ausreichend Platzangebot fünf Personen und ein Leergewicht von etwa 1.500 Kg. Im Gegensatz zu anderen Elektromobilen ist der hintere Kofferraum vollkommen ausreichend für den Wochenendausflug als auch den dazugehörigen Einkäufen. Asymmetrisch umzulegende Rücksitzlehnen lassen weiteren Stauraum frei.

Vorne gibt es keinen Frunk. Dort befinden sich das Antriebsaggregat sowie die Wärmepumpe. Diese arbeitet souverän: innerhalb von 50 Metern Fahrweg (dies entspricht ca. 10 Sekunden Fahrzeit!) war das Auto bei 8 Grad Celsius innen auf 21 Grad Celsius aufgewärmt. Ein unglaublicher Wert.

Vorne sitzende Fahrgäste haben auch mit 1,90 m Körpergröße noch genügend Fußraum. Bei einem Auto dieser Größe ein toller Aspekt. Der Fahrersitz hat zwei elektrische Memory Funktionen und stellt sich beim Schließen oder Öffnen der Fahrertüre so ein, dass Ein- als auch Aussteigen ohne Hindernisse von Statten gehen kann. Die herausklappbare Mittelarmlehne war zusätzlicher Luxus. Der Blick nach hinten bereitet bei der ersten Ausfahrt noch Magenprobleme, nach Eingewöhnung allerdings ist der Heckscheibenbürzel der Karosserie vergessen. Dieser wurde sogar als Blendschutz bei Dränglern optimiert eingesetzt. Der automatisch abblendende Innenraumspiegel sowie der Tönungsstreifen oberhalb des Sichtfeldes waren zusätzliche Standards.


Bedienung und Infotainment

Das leicht zu bedienende Infotainment – System mit Touchscreen – kostet keinen Aufpreis und lässt sich mit wenigen try n error Tests intuitiv bedienen.

Selbst bei heftiger Sonneneinstrahlung sind die Symbole problemlos zu erkennen. Die Bluetooth-Kopplung mit den IOS und Android Smartphones funktionierte tadellos, sowohl fürs Telefon als auch für Medienwiedergabe. Links unter dem Cockpit gab es einen Button „VESS“. Dieser lässt je nach Bedarf das “Virtual Engine Sound System” zum Warnen der Fußgänger erklingen. Ein dezenter, aber deutlich wahrnehmbarer Warnton, der bis zu einem Tempo von 20 km/h Fußgänger auf das flüsterleise Auto aufmerksam macht. Im vorderen Fahrgastraum erkennt man ohne große Lernprozesse rasch die Einstellungen des Schaltinstruments. Per Shift by Wire – aus Aluminium – kann sich der Fahrer mit leichtgängigen Drucktasten durch die vorgesehenen Fahrstufen wie Drive, Retour, Neutral oder Parken navigieren. Bronzefarbene Akzente in den Luftauslässen strahlen optischen Zusatzglanz aus. Insgesamt fühlt man sich auf Anhieb im IONIQ richtig behaglich.

Der Hyundai IONIQ Elektro fährt natürlich zeitgemäß keyless und kann mit einem Startknopf angelassen werden.

Rekuperation geschieht leichtgängig in vier Stufen per Schaltpaddels am Lenkrad. Bei Stufe 3 ist die Generatorbremsung so stark, dass man die Radbremsen fast nie braucht – da ist verschleißfreies Fahren vorprogrammiert. Bei Stufe 1 fühlt es sich dagegen so an wie ein normales Fahrzeug im Leerlauf. Im Fahrmodus “Sport” lassen sofort 30 Newtonmeter ihre Muskel zusätzlich spielen und wirken auf das Fahrzeug wie eine Dose flügelverleihende Limonade.

Zu den Assistenzsystemen des Hyundai gehören weiterhin ein sehr gut funktionierender Abstandsregeltempomat sowie ein Spurwechsel- und Halteassistent. Serienmäßig gibt es eine Rückfahrkamera.

Fahrleistungen – Fahrverhalten – Sicherheit

Der IONIQ Elektro fährt sich absolut komfortabel. Ich sowie alle anderen Mit- und Selbstfahrer nannten das Fahren des IONIQ „segeln“ oder „gleiten“.  Ein sportliches Fahrwerk lies auch Dies bedingte sich aufgrund des tiefliegenden Schwerpunktes. Eine über der Hinterachse liegende Batterieeinheit beeinträchtigte das Fahrverhalten keineswegs – vielmehr konnten Kurvengeschwindigkeiten jenseits der unteren Sportwagenklassencharakteristik wie beispielsweise im MAZDA 323 MPS zustande kommen. Bei 88 kW maximaler Leistung in Verbindung mit 1,5 Tonnen Fahrzeuggewicht ist der IONIQ flott unterwegs. Der Sprint von 0 auf 100 Kilometern pro Stunde wird in 9,3 Sekunden erledigt. Für einen Stromer mit diesen Leistungsdaten sind diese Werte und Spitzengeschwindigkeiten von satten 170 Kilometern pro Stunde sagenhaft. Federung und Lenkung sind direkt und wirklich gut dosiert. Der IONIQ ist serienmäßig mit einem Notbremsassistenten ausgestattet. Dieser kann individuell eingestellt werden. So signalisiert der Hyundai IONIQ beim Heranfahren an ein im Wege stehendes Hindernis per Alarmsignal die Gefahr. Leitet man dann den Bremsvorgang zu spät oder unzureichend stark ein, bremst der IONIQ vollautomatisch, dafür aber abrupt und stark, das Fahrzeug bis zum vollständigen Stillstand ab. Im EURO NCAP Testverfahren wurden auch diese Features erfolgreich getestet.

Reichweite und Laden

240 Kilometer sind im IONIQ realistisch möglich.  Die Reichweite des Stromers wird bei Fahrtantritt auch auf der Navigationskarte angezeigt. So sind sämtliche Ängste, eine Ladestation nicht rechtzeitig zu erreichen, unbegründet. Auch wenn einige Benzinbrüder immer wieder 400 Kilometer und mehr am Stück zu fahren behaupten, entspricht der Durchschnittsfahrweg in Europa maximal 53 Kilometer pro Tag. Bei Urlaubsfahrten sind Pausen nach 200 und mehr Kilometern sicherheitsbedingt notwendig. Wer dennoch auf seinen angeblich 1.200 Kilometer fahrenden Selbstzünder nicht verzichten mag, kann in den meisten Fällen völlig kostenfrei einen Urlaubswagen vom Hersteller bekommen. Die Angst der Reichweiten ist somit gänzlich irrelevant geworden.

Wie jedes moderne Elektroauto verfügt auch der IONIQ Elektro über Rekuperation – also der Bremsenergie-Rückgewinnung. Hier wird kinetische Energie in Strom umgewandelt, um die Reichweite des Fahrzeuges optimal auszunutzen.

Mechanisches Bremsen ist dann nur noch in Ausnahmefällen notwendig. Dies spart Bremsabnutzung und Kraftaufwand beim Fahren. Dieser Vorgang ist absolut stufenlos.

Sanftes Beschleunigen und Rekuperieren ist jederzeit möglich. Kein Ruckeln und kein Lärm, dafür aber starke Beschleunigen aus dem Stand bis zur Endgeschwindigkeit. Der IONIQ Elektro verfügt über Schaltpaddels hinter dem Lenkrad.
Mit diesen lässt sich das Rekuperationsverhalten des IONIQ zu jeder Zeit – mit Ausnahme bei Fahrten mit dem serienmäßigen Abstandsregeltempomaten – zwischen den Stufen 0 (keine Rekuperation sondern nur „segeln“ – man rollt dahin) und 3 (maximale Rückgewinnung). Zusätzliche Fahrmodi – ECO, NORMAL und SPORT – sorgen dafür, dass man das Beschleunigungs- und Rekuperationsverhalten des IONIQ aktiv bestimmen kann.

Gleichzeitig ändert sich bei der Wahl des Fahrmodus auch das Design des Instrument-Clusters (Tacho). Ist er bei ECO in grün gehalten und bei NORMAL in grau, so werden im SPORT-Modus auch die Anordnungen der Informationen verändert.

Segeln sollte der Rekuperation immer vorgezogen werden. Dies bedingt ob der Verluste vom Gleichstrom zu Wechselstrom.

Serienmäßig verfügt der Hyundai IONIQ Elektro über den CCS-2 Ladeanschluss (Combo 2). Er kann damit AC-seitig mit bis zu 6,6 kW (effektiv sogar bis 7 kW) – bzw. 4,6 kW wegen Schieflast – einphasig über den Typ 2 Stecker und mit bis zu 100 kW (laut Hersteller) – effektiv zur Zeit maximal 70 kW – Gleichstrom laden. Den IONIQ kann man mit zwei Kabeln laden: ICCB (Schuko-Stecker) oder Typ 2; beide sind serienmäßig an Bord. Geladen wird der Wagen entweder an der Haushaltssteckdose – oder an einer Wall Box / Ladestation mit einem Typ 2-Stecker. Dann sind rund 4,5 Stunden Ladezeit einzuplanen. Beim Laden mit CCS (50 kW) hat der IONIQ ca. 22 Minuten von 66 Prozent auf 94 Prozent gebraucht. Der IONIQ lässt sich vorkonditionieren für ein programmatisches Aufladen. Der Plug-In ist nachts beleuchtet. Der IONIQ beginnt seine Ladung recht zügig und zieht dann auf 45 kW hoch und hält diese Geschwindigkeit bis ca. 80%. Danach erfolgt eine sukzessive Drosselung auf ca. 22 kW, die fast bis zum Ende der Schnellladung (sie endet automatisch und immer bei 94%), anhalten. Die restlichen 6% müssten – sofern man Wert darauf legt – dann mit AC (Typ 2) fertig geladen werden. Ab der Ausstattungslinie Style werden serienmäßig eine Wärmepumpe für effizienteres Heizen und Kühlen, LED-Abblendlicht-Scheinwerfer sowie die wichtige Batterieheizung für den Winter mitgeliefert.

Aufgrund seines gut abgestimmten Antriebes und des luftwiderstandsoptimierten Designs (Luftwiderstandsbeiwert (cW) 0,24 – exakt wie Tesla Model S), fährt der IONIQ Elektro besonders effizient. 


Preise und Ausstattung

Schon das Basismodell IONIQ “Trend” ist üppig ausgestattet, unter anderem mit Klimaautomatik, Multimediasystem mit Digitalradio DAB+, adaptivem Tempomat, Spurhalte-Assistent und Einparkhilfe hinten. Um den großen Preisunterschied zum Hybrid-Modell (23.900 Euro) ein wenig abzumildern, gehört beim IONIQ Elektro unter anderem zusätzlich das Navigationssystem mit 8-Zoll-Bildschirm zur Serienausstattung. Samt der Umtauschprämien sowie der Hyundai Eintauschprämien sinkt der reale Grundpreis auf ungefähre 20.000 Euro.

Der IONIQ kommt ab Werk mit einem tollen Infinity Soundsystem und DAB Radiosystem. Das ab Style serienmäßige LED-Abblendlicht leuchtet strahlend weiß. Das Fernlicht hat leider nur Halogen Leuchtmittel.

Die Navigation (Here Maps) funktioniert tadellos und greift – falls WLAN Verbindung vorhanden – auf Verkehrsmeldungen und Infos zurück. Die Routenwahl lässt sich dynamisch einstellen, auch ganze Touren lassen sich planen (Zwischenstopps) und POI Kategorien anzeigen. Für das Aufladen von USB fähigen Geräten oder Smartphones stehen drei 180 Watt Steckdosen zur Verfügung. Dies ist mehr als ausreichend. 


Fazit

Der IONIQ präsentiert sich souverän, schnittig und liefert ein sehr gutes Gesamtpaket ab.

Der IONIQ bereitet einfach Freude pur. Außerdem überzeugt uns, dass Hyundai nicht viel Aufhebens gemacht, sondern aus dem Stand ein mehr als konkurrenzfähiges Fahrzeug auf die Räder gestellt hat. Hyundai selbst wurde von der Nachfrage überrascht: Die für 2017 geplante Menge war schon im April verkauft. Jetzt gibt es Lieferzeiten von mehreren Monaten

Den IONIQ Elektro zeichnen vor allem aus: er ist von allem etwas und von diesem das Beste – mit wenigen Ausnahmen. Der Preis und die Ausstattung, der Fahrkomfort, der Antrieb und der Platz sind sehr gut.

Durch seinen geringen Verbrauch, auch bei Autobahnfahrten, in Relation zu vielen anderen Fahrzeugen, gleicht er die fehlende Kapazität im direkten Vergleich stets sehr gut aus.

Fazit

Das Fahrzeug macht extrem viel Spaß, die Leistung ist absolut alltagstauglich, ebenso die Reichweite, das Laden funktioniert sehr gut und die Ausstattung ist für ein Elektroauto schon serienmäßig äußerst üppig.
Abstandsregeltempomat, Lenkassistent, Soundsystem – kosten bei vielen anderen Herstellern Aufpreis. Es ist ein total stimmiges Fahrzeug.

Dies fanden auch unsere TestfahrerInnen Sabine Kohler,  Hendrik Obleser, Steffen Kai und die Mitfahrer auf unserem Kurztrip an den Neusiedler See.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert