Der Testbericht des Multiuse E- Lastenbike “Gleam Escape” – vom NightBiker Norbert Ciperle
Sechs Jahre Entwicklungsarbeit stecken im Cargo eBike aus dem Hause GLEAM.
Mein Ziel? An 10 Tagen alle Fahrten mit dem Cargo eBike von GLEAM, auch bei Nacht! Das hab ich hinter mir. Tom Hausner von www.mission-e-possible.com aus Traiskirchen hats möglich gemacht. Ich danke dir! Es war mir ein Vergnügen! (Anm. von Tom: Danke, sehr gerne! Wir haben dir zu danken!)
Felix von GLEAM klärt mich auf, worauf ich zu achten habe. Er zeigt mir, wie einfach das Display zu bedienen ist und welche Modi (Eco, Tour, Sport usw.) es gibt. Eigentlich, so Felix, ist alles so, wie bei jedem normalen Fahrrad. Nach meinem Test füge ich da hinzu, nur einfacher!
Das GLEAM Cargo eBike hat die Trittfrequenz als Schaltoption, diese erübrigt das herkömmliche Schalten nach Gängen vollkommen. Das erschien mir zunächst sehr suspekt, aber schon nach wenigen Metern ist klar, Schalten findet nicht mehr statt, das Cargo eBike, von mir liebevoll GLEAMi genannt, macht das einfach automatisch! Der ausgereifte Motor, natürlich von Bosch, leistet hervorragende Arbeit. Steile Straßen? Kein Problem! Längere Strecken? Nur zu!
Die Aufhängung der Hinterachse, sie ragt optisch heraus und ist wohl das Herzstück für das ausgezeichnete Fahrgefühl. Eine Art Keilriemenkonstruktion hält den GLEAMi zu jeder Zeit und bei jedem Untergrund in Balance. Selbst Schlaglöcher werden hochgradig gedämpft, oftmals ohne etwas beim Lenken davon zu spüren, dass da hinten eine sogenannte Dynamic Tilting Technology für Spaß wie beim Flippern sorgt! Versierte Radsportler_innen müssen da echt aufpassen nicht zu schnell unterwegs zu sein, obwohl, das Bremssystem ist ausgereift. Also nur zu, womöglich versorgt ihr mit dem GLEAMi auch gleich die Berghütten eurer Wahl. Insgesamt 270 Kilogramm beträgt das zulässige Gesamtgewicht laut Hersteller. Kennzeichenpflicht gibt es nicht, Pickerlpflicht sowieso nicht. Danke Felix für die Einschulung!
Die Ausgleichkonstruktion der Hinterachse sorgt für ein Fahrgefühl, als wäre man einspurig unterwegs. Das Anhalten bei Kreuzungen in Wien, wo der Randstein oftmals abgeschrägt ist, lässt die Ladefläch trotzdem waagrecht stehen wenn mal ein Rad höher steht als das Andere.
Der GLEAMi fährt sich gut auf Zug und Speed ist ein echtes Thema. Die verschiedenen Modi lassen keine Wünsche offen. Der Sportmode sorgt dafür, dass man sehr schnell auf Geschwindigkeit kommt und ab ca. 27 km/h dazu genötigt ist, selbst für das Halten der Geschwindigkeit zu sorgen. Im Stadtverkehr ist das fast schon übertrieben, weil einfach zu schnell schon wieder die nächste Kreuzung wartet.
Meine erste Fahrt von Kaisermühlen nach Traiskirchen hat den Akku nicht sonderlich beeindruckt, nach 33 Kilometern, rund 150 Höhenmetern im ECO-Mode war noch deutlich mehr als die Hälfte der Ladungsenergie verfügbar. In Wien durchwegs auf eigenen Radwegen, in NÖ mitunter auf Schotterwegen und Landstraßen. Hinten hatte ich einen als Kühlbox konzipierten Aufsatz. Von ihm fühlten sich mehrfach Kinder dazu animierte bei mir um ein Eis zu fragen. Auch manche Erwachsene erhofften sich irgendwas aus der Box. Also, hätte ich das vorher geahnt, …
Die Breite von nur 80cm, das Lenkrad enspricht genau dieser Breite, hat nirgendwo zu Problemen geführt. Selbst Radwege mit Gegenverkehr, das kommt in Wien gar nicht mehr so oft vor, waren gut passierbar. Die Praterstraße hat einen Radweg, wo auch so schon keine zwei Räder nebeneinander fahren können und das Überholen schier unmöglich ist. Mit dem GLEAMi ist man aber sowieso nie langsamer als jeder Radler_innenpulk am Weg. Der Motor sorgt konstant gut dafür, dass man gemütlich in der Gruppe dahinzieht und nicht abgestrampelt am Zielort ankommt. Wofür man den GLEAMi auch einsetzen mag, Kraft für das Drumherum ist gefragt.
Mein GLEAMi ist noch einer der allerersten Prototypen. Ein von mir angeregter Abprallschutz für die Hinterachse ist in neueren Modellen schon dabei und in der Grundkonstruktion meines Prototypen technisch vorbereitet. Für die Ladefläche sind schon die verschiedensten Aufsätze mit passenden Dimensionen für Kisten erhältlich. So macht man mit dem GLEAMi auch am Bauhof gute Figur. In der offenen Kühlbox kann ganz schön viel Karton transportiert werden. In meinem Falle alles, was in einem Pandemiejahr an Verpackungsmaterialien in einem 6-Personen-Haushalt so anfällt.
Die Kühlbox ist gleichzeitig eine Wärmebox! In meinem Falle sorgte sie beim Transport des Mittagsmenüs vom Heurigenwirtn meines Vertrauens, dem Alphart am Mühlbach, sehr zu empfehlen mitsamt leidenschaftlich kochender Küchenchefin, dafür, dass die Speisen zHaus nicht nochmals aufgewärmt werden mussten, trotz Regens und kalten Windes. Die Aufstockung des Getränkevorrates ging sich auch noch locker aus in der optisch sehr klein anmutenden Box mit einem Fassungsvermögen von 350 Liter.
Ich bin gerne in der Nacht unterwegs und begebe mich dabei immer wieder auf Fotosafari zu besonderen Orten in der Stadtgemeinde Traiskirchen. Natürlich ist ein Fahrrad mit einer Box lauter, als ein herkömmliches Fahrrad. Unter Tags, wenn ständig irgendwo irgendwas fährt, da ist das kaum zu merken. In der Nacht aber, da hört man das leiseste Summen von Elektromotoren. Es fühlte sich dennoch niemand aufgeschreckt, mich damit durch die Straßen von Traiskirchen kurven zu sehen. Mit der Box ersparte ich mir sogar das Aufstellen eines Stativs. Die Arretiervorrichtung erlaubt auch eine gewisse Schrägstellung. Verwendet man den GLEAMi quasi als Verkaufsstand, empfiehlt sich eine Stützvorrichtung an den vier Ecken der Grundkonstruktion, was leicht zu realisieren ist.
Verschiedene Fotoschauplätze in der Stadt mit dem GLEAMi drauf, offenbarten mir weitere Einsatzmöglichkeiten dieses neuartigen Tragtieres mit dem besonderen Fahrkomfort. Zustellung von Postwurfsendungen im engen Siedlungsgebiet etwa, oder in Fußgängerzonen.
Einsatz für Essen auf Rädern im inneren Stadtgebiet. Zustellung von Nachschub für Punschstände zur Adventzeit oder von Weinsortimenten beim immer sehr stark besuchten Weinfest im Juli oder oben am Wasserleitungsweg. Selbst am Bauhof und der Gärtnerei entwickelten dortige Mitarbeiter_innen ihre eigenen Ideen, wie sie den GLEAMi einsetzen würden. Der GLEAMi ist dabei immer ein Hingucker.
Erst danach lese ich den Folder, dort steht all das schon drinnen! Mein Fehler!
Eine generelles Problem bei Cargo-Bikes ist, dass sie bei geringer Geschwindigkeit ein zittriges Verhalten in engeren Kurven zeigen. Neuere Prototypen haben bereits einen Stabilisator in der Aufhängung der Radgabel eingebaut. Wie sich dieser Stabilisator auswirkt? Das ist aber eine andere Geschichte.
Wenn ihr mehr vom NightBiker Norbert und seinen wirklich bilder- und lehrreichen Radtouren in und um Traiskirchen lesen möchtet: schaut da mal rein: Norbert Ciperle