Die Kunst des Weglassens – der Spring beendet die Diskussion über grundsätzlich zu teure und fette E-Autos auf seine Art.

Wir durften den Dacia Spring bereits vor einigen Wochen testen. Die Wurzeln des SUVs sind weder französisch noch rumänisch, sondern chinesisch. Gebaut wird das Modell in Wuhan vom dortigen Partner Dongfeng. Technisch basiert der Dacia auf den günstigen Elektromodellen, die der Konzern normalerweise in China verkauft.

Auf den ersten Blick wirkt der Spring recht knuffig. Die orangefarbenen Designelemente, die Dacia an Rückspiegeln und Dachreling verbaut hat, wirken modern und frisch. Die Ladebuchse verbirgt sich unter einer Abdeckung mit dem Dacia-Emblem in der Fronthaube und ist für rechts wie links am Fahrbahnrand positionierte Ladesäulen gut erreichbar. Alles an diesem Auto wurde unter der Maßgabe entwickelt und freigegeben, dass es möglichst wenig kosten muss.

Der leiseste Dacia

Ab 30 km/h verstummt das künstliche Warngeräusch und der Spring nimmt die aktuelle Spitzenposition bei Dacia ein: Kein anderes Modell der Marke rollt derart leise durch den Stadtverkehr oder über Land. Intern ist der Spring damit konkurrenzlos.

Auf der Landstraße mischen spätestens ab etwa 80 km/h auch Windgeräusche kräftig mit. Es wird nie dramatisch laut, obwohl es ein Budget zur Dämmung ganz offenkundig praktisch nicht gab. Zur Ehrenrettung sei allerdings angemerkt: Der Spring ist nicht zum Langstreckenbetrieb gedacht, sondern für den Alltag.

Komfort

Das puristische Design im Innenraum ist übersichtlich, aber nicht immer clever: Die elektrischen Fensterheber werden in der Mitte gesteuert. Der USB-Anschluss für das Smartphone liegt oberhalb des 7-Zoll-Bildschirms.Die Basisversion des knuffigen Mini-Stromers verzichtet auf Farbspielereien, ist aber mit manueller Klimaanlage, elek­trisch verstellbaren Außenspiegeln, elektrischen Fensterhebern und Radio für Dacia-Verhältnisse recht gut ausstaffiert. Parksensoren am Heck, 7-Zoll-Touchscreen mit Navigation und Rückfahrkamera bietet die Ausstattung Comfort Plus.

Platzangebot

Das Fahrzeug ist mit 3,73 m sehr übersichtlich, die Kamera also nicht unbedingt erforderlich. Das Navigationssystem passt hinsichtlich seiner Funktionsvielfalt hervorragend ins Konzept. Es zeigt den Weg und die ungefähre Ankunftszeit: mehr braucht es heute für ein derart alltagsgenutztes Fahrzeug nicht.

Immerhin: Das Platzangebot auf den Vordersitzen ist üppig, nur auf den Rücksitzen geht es etwas beengter zu. Kapazitäten für große Mitfahrer gibt es aus anderen Gründen schon nicht: Die zugelassene Zuladung liegt bei knapp kalkulierten 320 Kilo. Die Dachreling ist reine Kosmetik, Zuladung ist hier nicht erlaubt.

Der Kofferraum hat mit 290 Litern „das beste Ladevolumen in seiner Klasse“, wirbt der Hersteller, fällt aber kleiner aus als beispielsweise beim etwas größeren Renault Zoe. Mit umgeklappten Rücksitzen steigt der Stauraum auf 1100 Liter.

Antrieb und Speicher

Auf den Nahbereich zugeschnitten sind auch Antrieb und Speicher. Das Leergewicht gibt Dacia mit 1045 kg an, auch das ein Ergebnis der konsequenten Auslegung mit kaum vorhandener Dämmung, dünnem Blech und dem Fehlen einer opulenten Ausstattung.

Spring verwöhnt nicht mit rabiatem Anzug, doch dafür ist er auch nicht angetreten. Andererseits gibt es auch nichts zu beschönigen: Allerspätestens ab 70 km/h wird es spürbar zäher, und oberhalb von 115 km/h scheint zunächst vor allem die Topografie für eine weitere Beschleunigung entscheidend zu sein. Mit etwas Geduld sind 130 km/h laut Anzeige drin. In der Spitze verspricht Dacia 33 kW und 125 Nm. Fraglos klingen die Fahrleistungen des Spring nicht berauschend, doch innerorts funktioniert das besser als gedacht. Kein Wunder, denn das Leistungsangebot steht nicht nur in einem schmalen Drehzahlbereich zur Verfügung, sondern praktisch immer. Die Anzeige im Kombiinstrument zeigte im Testwagen bis zu 39 kW an, als Dauerleistung werden im Fahrzeugschein 18,6 kW genannt.

Geladen werden kann die Batterie einphasig mit maximal 6,6 kW. Für die Topversion gibt es für 700 Euro Aufpreis die Option, auch mit Gleichstrom laden zu können. Unter idealen Bedingungen, also Batterie im Temperatur-Wohlfühlbereich und Ausgangs-Ladestand von rund 10 Prozent. So sind dann bis zu 30 kW in der Spitze möglich. Von 15 auf 80 Prozent sollen so 40 Minuten nötig sein, verspricht Dacia.

Die Anzeige im Kombiinstrument zeigte uns im Langzeittest Verbrauchswerte ab 14,5 kWh/100 km aufwärts.

Fahrwerk

Das Fahrwerk ist ausreichend gedämpft, wobei auch hier stets im Auge bleiben muss, welches Budget im Spring steckt.

Fazit

Kaum Konkurrenz: Der Spring zeigt, ausgedünnt das Angebot an Elektroautos in diesem Segment ist. Renault bietet den Twingo Z.E. mit noch kleinerer Batterie an. Diese allerdings lässt sichdreiphasig mit bis zu 22 kW laden. Der Twingo ist jedoch ein paar Tausender teurer – in dieser Klasse sehr viel Geld. Dass man für diesen Preis keinen Luxus erwarten darf, ist klar. Das erste Elektroauto der rumänischen Renault-Tochter ist ein Preisbrecher. Kein batterieelektrischer Neuwagen ist derzeit günstiger als der Dacia Spring. Geboten werden 44 PS, vier Türen, vier Sitzplätze und in der kälteren Jahreszeit eine Reichweite von rund 150, nach WLTP-Norm 230 Kilometern.

Insgesamt bietet der Dacia Spring damit selbst für seinen kleinen Einstiegspreis genau das, was man sich für den Preis erhofft: nicht mehr und nicht weniger.

Technische Daten:

Viertüriges SUV der Einstiegsklasse

  • Länge: 3,73 Meter
  • Breite: 1,62 Meter, 1,77 Meter inklusive Seitenspiegel
  • Höhe: 1,51 Meter
  • Radstand: 2,42 Meter
  • Kofferraumvolumen: 290 bis 1100 Liter
  • Elektromotor
  • Gesamtleistung: 33 kW/44 PS
  • max. Drehmoment: 125 Nm
  • Frontantrieb
  • 0–100 km/h: 19,1 s
  • Vmax: 125 km/h (abgeregelt)
  • Batterie: 27,4 kWh
  • Normverbrauch: 13,9 kWh/100 Kilometer (WLTP)
  • max. Reichweite: 230 km

Weitere Infos zum Dacia Spring

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