Unser eTOURING Praxistest mit dem derzeit einzigen elektrisierten Familyvan in Europa
Du hast eine Familie und deine Kinder wollen Platz. Du selbst bist interessiert an nachhaltiger Technik in Verbindung mit hohem Komfort, die Mama mag den Überblick über die Zwerge im Auto nicht verlieren? Wo bekommst du heutzutage noch einen richtig großen Van her? Gibt es bei Renault den Grand Scénic, bei Volkswagen den Sharan, kann Dacia noch mit dem Lodgy aufwarten. Viel Spielraum bleibt derzeit nicht mehr. Außer du kennst den echten Allrounder und fährst ihn testweise samt Familie zwei Wochen per Anhalter: den Ford Galaxy Hybrid.
Alle weiteren Mitbewerber haben entweder kleinere oder als Hochdachkombi beziehungsweise als Transporter mit Nutzfahrzeug-Charakter gedachte Fahrzeuge am Start. Noch enger wird es, wenn du – so wie wir stets bemüht bist, eine Elektrifizierung des Antriebsstrangs anstreben. Hier bleibt derzeit nur eine Option: der Ford Galaxy Hybrid.
Denn: wenn früher meist alles besser war – zumindest bei der Suche nach einem richtigen Familien Van – sucht man heute mehr denn je nach richtigen Familienfahrzeugen. Der derzeitige Trend geht klar in die Richtung der SUVs sowie der sogenannten Crossover Fahrzeuge.

Bis Mitte 2026 sollen alle Pkw-Modelle entweder batterieelektrisch oder als Plug-in-Hybrid ausgeliefert werden. Ab 2030 sterben dann auch die PHEV-Fahrzeuge. Nach 6 Jahren Bauzeit der dritten Ford Galaxy Generation hat sich nichts am Mythos des „Raum für Vernunft“ geändert. Schön, dass wir dennoch die große Chance auf die Reise in eine bereits vergessene Zeit bekommen haben.
STOPP! Da stimmt etwas nicht. Was ist diesmal anders? Die Farbe! Waren bis dato nicht alle Ford Praxistestfahrzeuge in unfassbar großartigen Farbkombinationen bei uns zu Gast, steht der Galaxy nun in „Grau“ vor uns? Genauer geschrieben handelt es sich um das „Magnetic Grau Metallic“.
Erster Eindruck
Der Galaxy vor uns tritt mit dem bereits charakteristischen, für seine dynamische Eleganz hochgelobten Markengesicht von Ford an. Zu seinen Kernelementen zählt der obere, besonders großzügig dimensionierte Trapezgrill. Die schlanken Hauptscheinwerfer gehen fließend in die angehobene Gürtellinie der Seitenansicht über. Damit schaut der Galaxy richtig erwachsenen und distinguiert aus.

Luxuriös und modern präsentiert sich auch das Interieur-Design des Galaxy. Für die Oberflächen stehen unterschiedliche Blenden und Zierelemente zur Wahl – das Angebot reicht je nach Ausstattungsvariante von Aluminium-Look bis Metallic-Schwarz mit hochglänzenden oder seidenmatten Versiegelungen. Das offen und luftig wirkende Ambiente profitiert von den großzügig bemessenen Glasflächen und dem in unserem Testwagen befindliche Panorama-Glasdach. Jenes erstreckt sich erfreulicherweise fast über die gesamte Fahrzeuglänge.

Platzangebot
Auch wenn der Ford Galaxy äußerlich mittlerweile weniger ansprechend als ein moderner Crossover anmuten mag, vermag er dennoch in Sachen Alltagstauglichkeit, Platzangebot und Variabilität die Alleinherrschaft innehaben.
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Dem Platzangebot im Innenraum kommen dem Galaxy seine Sitze zugute. Sie zeichnen sich durch besonders dünn gestaltete Rücklehnen aus, ohne Nachteile in puncto Sitzkomfort in Kauf nehmen zu müssen. Der Galaxy bietet das Easy FoldFlat-System. Es ermöglicht das Um- und Hochklappen der Sitze in der dritten Reihe per Knopfdruck. Selbst bei einer fünfköpfigen Familie stellen fünf große Koffer sowie viele kleinere Taschen als Zugabe für den Kofferraum – welcher seinem Namen wahrlich alle Ehre macht – überhaupt kein Problem dar.

Elektrisch umlegbare hintere Sitzreihen, simple vom Heck aus zu bedienen, lassen den Ford Galaxy nun seine echte Stärke ausspielen. Hier mutiert er vom Familien Van zum Kleintransporter und kann fast jedes IKEA-Paket mühelos transportieren.

Zahlreiche gut nutzbare Ablagen sorgen für ein aufgeräumtes Ambiente. 1,5-Liter-Flaschen passen in die Türfächer, unter den Sitzen warten spezielle Schubladen auf Laptops, Bücher oder Reiseproviant. Fahrgäste in den hinteren Sitzreihen profitieren von eigenen Ablagen und Becherhaltern in den Armlehnen. Gerade Eltern mit kleinen Kindern begrüßen den Panorama-Innenspiegel, um den Nachwuchs auch unterwegs stets sicher im Blick behalten zu können. Je nach Sitzkonfiguration ist Platz von 300 bis 2.339 Liter Gepäck.



Fahren
Im Februar 2021 machte Ford den Van einzigartig und steckte einen 2,5-Liter-Benziner unter die Haube, der gemeinsam mit einem Elektromotor die Vorderräder über ein stufenloses CVT-Getriebe antreibt.
Nach dem Start hört man im Fahrzeug keinen Ton Wie üblich bei Hybriden tut sich beim Druck auf den Startknopf erstmal: gar nichts. Nur am Display erkennen wir das startbereite System. Erst nach wenigen Metern übernimmt der Verbrenner. Im Stadtverkehr oder bei wenig benötigter Leistung übernimmt der E-Motor.

Angetrieben wir unser Testfahrzeug von einem 2,5-Liter-Vierzylinder-Duratec-Benzinmotor (Atkinson) sowie einem Elektromotor. Die Systemleistung beträgt 140 kW (190 PS). Als Energiespeicher dient eine flüssigkeitsgekühlte 1,1 kWh-Lithium-Ionen-Batterie mit 60 Zellen.
Fernab aller „Van praktischen“ Eigenschaften bietet der Galaxy trotz des „Graus“ in der getesteten Titanium Ausstattungslinie zudem enorme Qualitäten als komfortables und gleichzeitig fahraktives Langstreckenfahrzeug. Die Lenkung ist zielgenau, ohne nervös zu wirken und der Motor bietet genügend Kraftreserven, um auch an Steigungen und mit Beladung souverän am Verkehrsgeschehen auf der Autobahn teilzunehmen. Vor allem jedoch im Stadtverkehr spielt der Motor seine Stärke aus. Je mehr Stopp-and-Go-Verkehr, desto häufiger wird rekuperiert. Dann wird im gleichen Intervall elektrisch gefahren.
Die Batterie wird so vom Benzinmotor sowie durch regeneratives Bremsen oder beim sogenannten „Segeln“ (antriebsfreies Rollen des Fahrzeugs ohne bremsendes Schleppmoment des Motors) automatisch nachgeladen. Bei höherem Tempo und größerem Leistungsbedarf kommt stets der Benziner zum Einsatz.
Wie lange, zeigt der Galaxy dann im Display an. Der Fahrer sieht also auf einen Blick, wenn er seinen rechten Fuß zügeln sollte, um weiter im E-Modus zu rollen.Das Umschalten zwischen Elektro- und Benzinmotor geschieht absolut ruckfrei. Da das Fahrzeug nicht an eine externe Stromquelle angeschlossen werden muss, ist der Fahrer unabhängig von Ladestationen oder Reichweitenproblemen.



Mit der guten Kraftstoffeffizienz von nur 6,4 l/100 km bei unseren Testfahrten erweist sich der Galaxy Hybrid als eine attraktive Alternative zu den jeweils gleich starken Dieseln in diesem Segment.
Von 0 auf 100 km/h geht es in ungefähren 10,0 Sekunden, maximal wären 180 km/h möglich. Der Benzinverbrauch lag bei 6,3 Litern auf 100 Kilometern. Die Auswahl der Fahrstufen (P, R, N, D) kann vom Fahrer über ein ergonomisches Drehrad gesteuert werden, das eine zusätzlich wählbare Funktion (L) für die Maximierung der Motorbremswirkung – zum Beispiel beim Abschleppen mit Stange oder an Gefällestrecken – bietet.
Wichtige Fahrhilfen wie Abstandstempomat, Totwinkelwarner oder Frontkamera sind bei unserem Praxistest an Bord, mitgeführte Mobiltelefone lassen sich per Kabel problemlos integrieren. Allerdings wirkt das Infotainmentsystem mit dem im Vergleich zu aktuellen anderen Fahrzeugen bereits etwas antiquiert.

Intuitive Funktionen unterstützen den Fahrer bei der Überwachung und Optimierung der Kraftstoff- und Energieeffizienz. Ein sogenannter „EV Coach“ zeigt dem Fahrer an, ob er gerade im rein batterie-elektrischen oder im hybriden Fahrmodus unterwegs ist. Ein Spurhaltesystem lässt sich mit einem Klick am Blinkerhebel ein- beziehungsweise abschalten.
Preise
Der Galaxy Hybrid (FHEV) steht in den Ausstattungsversionen Trend, Titanium und Vignale zur Wahl. Der Verkaufspreis startet ab € 52.850.- Unser Testfahrzeug in der Ausstattungsvariante Titanium incl. Sonderausstattung wie Business-Paket III, Anhängevorrichtungsset, Panorama-Schiebedach, Seitenscheiben ab der 2. Sitzreihe abgedunkelt, Metallic Lackierung etc. kommt auf € 59.180.-
Fazit
Der Ford Galaxy Hybrid überzeugt mit echtem Komfort für bis zu sieben Personen, erstklassiger Verarbeitung, hochmodernen Sicherheits- und Assistenz-Systemen sowie einem vernünftigen Preis-Leistungs-Verhältnis.



Das man dabei nicht auf alternative Antriebe verzichten muss und Vans statt Diesel auch Vollhybrid können, wurden hier ausdrücklich unter Beweis gestellt.
Insgesamt ist der Galaxy ein gelungener Familienwagen mit unendlich vielen durchdachten Details. Es wäre bedauernswert, wenn Vans allgemein weiter verschwinden. Hohe Flexibilität im Innenraum und den typischen familiengerechten Ansprüchen gerecht zu werden, schafft schlichtweg kein SUV.
Bildrechte: Ford & Mission E possible