Die türkische Otomotive im lokalen Augenschein
“Muvaffakiyetsizleştiricileştiriveremeyebileceklerimizdenmişsinizcesinesiniz” – ist sicher das schwierigste Wort in türkisch und bedeutet so viel wie „Sie hören sich an, als wären Sie einer von denen, die wir möglicherweise nicht entwaffnen können.” Heute schreibe ich jedoch nur einen sehr irrelevanten Teil über Waffen. Auch die dem Wording Otomotive doch ähnlich klingenden Oliven oder Fotomotive können geringfügig vernachlässigt werden.
Geringfügig deshalb, weil die Gastfreundlichkeit der Türken in Beziehung mit Kulinarik doch das eine oder andere Mal ein “ich kann nicht mehr..!” hervorrufte.
Unser Hauptaugenmerk soll natürlich auf der türkischen Automobilwirtschaft liegen. Einer elitär ausgesuchten Presse wurde der Besuch der türkischen Automobilindustrie ermöglicht.
Wirtschaftsleistung
Mit 1,5% der gesamten Exportwirtschaftsleistung des türkischen Exportbruttoproduktes werden heuer eines von fünf Nutzfahrzeugen für den Markt in Europa durch die türkische Automobilindustrie hergestellt. Annähernd 25% aller weltweit benötigten Felgen produziert ein türkisches Unternehmen. Industrieparks der urbanen Einflussgebiete von Istanbuls und Bursa zeigen eindrucksvoll die Symbiose eines seit den 50er und 60er Jahren entstandene Industriezweiges. Mit eigenen Betriebskindergärten, hauseigenen Berufsschulen samt 600 Berufsschüler arbeiten zum Beispiel im Zulieferernetzwerk TAYSAD ca. 20.000 Menschen für die Automobilzulieferer. Der Verband trägt jeweils 50% aller Kindergartenkosten der Mitarbeiter und sorgt so für ein erträgliches Ein- als auch Einkommen. In den Anfängen der Kooperation mit der Europäischen Union gab es Bedenken hinsichtlich der Kräfteverhältnisse in Bezug auf das Gleichgewicht der Union und der türkischen Industrie. So dachte man sogar, die Türkei würde als vermeintlich schwächerer Part der weitaus stärker erwartenden EU wirtschaftlich und so in Folge dessen auch monetär unterlegen sein. Diese Bedenken zerschlugen sich rasch. Allen Annahmen zum Trotz agiert die Türkei heute bereits mit den TOP 15 Global Player aller weltweiten Zulieferer.

30 aller weltweit agierenden Zulieferer besitzen Verträge mit den Produktionsstätten in der Türkei. So haben heute 1 von 5 Lastkraftwagen in der Türkei produzierte Bremssysteme.
Ebenso ist die Türkei Europas Marktführer der Ersatzteile für leichte Nutzfahrzeuge. 15 Brands lassen Autoteile in der Türkei produzieren. Von Mercedes über Ford, Toyota, Hyundai MAN und Renault bis hin zu BMC oder Isuzu. Weiters sind über 30 der top 100 Zuliefererunternehmen von Magna über Denso, ZF bis hin zu Continental und Bosch aus der Türkei. Insgesamt können sich die türkische Automobilteilehersteller auf Platz 13 der globalen Rankings platzieren. Die Türkei ist derzeit mit 53,3 % der erneuerbaren Energien auf einem herausragenden zweiten Platz in Europa und sieht sich bei Nachhaltigkeiten nicht an Gebote, sondern vielmehr an der überlebenswichtigen Notwendigkeit orientiert.
Welche Erkenntnisse ergeben sich aus der Pressereise und welche Hürden sind zu bewältigen in der Gegenwart sowie der Zukunft? Wie verlässlich und relevant ist die Türkei für Europa in Bezug auf die Automobilwirtschaft?
Vorzeigeunternehmen TOGG
TOGG? Was ist das? Ein wilder Hund? Definitiv mehr als nur ein Elektroauto. (Originalwording Doris Holler Bruckner -Präsidentin Bundesverband nachhaltige Mobilität).

TOGG bringt neueste Dimensionen agiler Aktivitäten zusammen. Digitaler Funfaktor und erneuerbare Energien spielen hier eine wesentliche Rolle. TOGG versteht sich als Ecosystem zwischen Autohersteller, Telekommunikation, Elektronik, Energieanbieter und Vielem mehr. Also eine global agierende Technologie Marke – – hin zu einem kompletten User zentrierten Ecosystem.

Alle Daten und OTAs sind via Android offen und stets komplett auf den jeweiligen User zentriert. Angeblich soll TOGG die sauberste und nachhaltigste Lackieranlage der Automotive-Industrie in ganz Europa betreiben.
ReDefineMobility als eigene Welt
Seit dem ersten Tag konzentrierte sich TOGG auf zwei Hauptziele. Das erste Ziel bestand darin, eine “globale wettbewerbsfähige Technologie- und Mobilitätsmarke” zu schaffen. Als sekundäres Target wurde die Bewerkstelligung eines Mobilitätsökosystems fokusiert. Das Thema Nachhaltigkeit wird hier prizipiell als überlebenswichtige Notwendigkeit betrachtet. Derzeit kommen 30% der Energie aus PV-Modulen vom Dach und von den Carports. Der Rest ist ebenfalls Ökostrom- per #blockchain nachvollziehbar geprüft. Mit Siro, einem hauseigenen Batteriepartner, denkt man an Energiespeicherung und Vielem mehr. Als sogennnater „Sustainabilty Fighter“ will TOGG autarke saubere Energie Lösungen entwickeln. Bei Siro werden eigene NMC Zellen gefertigt.

Die Idee von TOGG duchdringt die smart mobility also viel stärker als bei den meisten Herstellern. Mit „more than a car“ wurde ein tru.more ecosystem mit Hilfe des User engagements geschaffen. Laut CEO M. Gürcan Karakas versteht sich TOGG mit einem unbändigen Drang „fight for sustainability“ als ein „TOG“ether vom „new smart device“.
Dass Gürcan zudem Heavy Metal und Hard Rock liebt, darf und wird hier nicht unerwähnt bleiben^^

Beteiligungen bei TOGG
Beteiligt an TOGG sind zu je 23% Anadolu Grubo als größter Consumer Retailer, BMC für den Bereich Militärfahrzeughersteller, das Unternehmen Turkcell als größte türkische Telekommunikationsgesellschaft, die Zorlu Holding als Elektronik, Energie und Rohstofferzeuger sowie TOBB als größte Vehikel NGO der Türkei mit den restlichen 8%.
Als selbstbenanntes Smart Mobility Device mit 6 Experience Centern, 8 mobilen Experioence Centern sowie vielen authorisierten Servicestationen stehen die strategischen Technologiebereiche Cyber Security, Fintech, smart Energ Solutions, Blockchainanbieter, Gamifivation Center sowie weiteren Smart living Solutions im Fokus der Marke TOGG.




Digitale Welt
Als entscheidende technologische Unterstützung wurde die digitale Erlebnisplattform Trumore entwickelt, um die Realisierung dieser Ziele zu beschleunigen.
Die mobile Anwendung, die einer der Kontaktpunkte der Trumore Digital Experience Plattform darstellt, erreichte innerhalb von 40 Tagen nach ihrer Verfügbarkeit im App Store, bei Google Play und in der App Gallery in der Türkei eine Million Nutzer. Über Trumore gingen innerhalb von 10 Tagen 177.467 Vorbestellungen für das von uns gefahrene T10X-Modell bei TOGG ein.
Nach Abschluss der Bestellung können über Trumore viele Vorgänge weiterhin online gemanaged werden. Sei es die Verfolgung des Produktionsfortschritts, die Beantragung finanzieller Unterstützung wie Kredite und Versicherungen, das Erhalten von Updates sowie die Terminvereinbarung für den Service oder anderen Wünschen. Gleichzeitig bietet Trumore mit seinem nutzerorientierten Ansatz ein umfassendes
Mobilitätserlebnis, das über die einfache Fortbewegung von Punkt A nach Punkt B hinausgeht und alle Lebensbereiche berührt. Die digitale Erlebnisplattform von Trumore ist mit allen Smart-Geräten ompatibel. Das Trumore-Geschäftsmodell bietet den Nutzern die Möglichkeit, in Zusammenarbeit mit Marken wie Migros, Trendyol oder THY in der Türkei einzukaufen und weltweit erstmals auch Statusmeilen auf der Autobahn zu sammeln.
Das Ziel von TOGG ist es, mit seiner mobilen Anwendung Trumore den Nutzern ein personalisiertes, benutzerorientiertes, intelligentes und einfühlsames Erlebnis zu bieten. Als Plattform mit starken Kooperationen und vielfältigen Funktionen integriert Trumore Technologien der neuen Generation wie Fintech, Insurtech, Blockchain, IoT und künstliche Intelligenz. Mit den Angeboten Trumore, Earn.more, Go.more, Play.more und Scale.more, die das Nutzererlebnis in den Mittelpunkt stellen, ermöglicht TOGG den Nutzern, die Innovationen und Möglichkeiten der Mobilitätswelt zu entdecken. Die Plattform eröffnet Gewinnchancen, ermöglicht Reisen, bietet Unterhaltung an und entwickelt sich kontinuierlich weiter.
Durch das E-Wallet im Rahmen der Earn.more-Dienste können Benutzer In-Car-Payment, Mobile Payment und ein digitales Asset Wallet erstellen.

Ein weiterer Baustein – nämlich Go.more – stellt standortbasierte Smart Services zur Verfügung, welche den Benutzer leiten und personalisierte Routen vorschlagen. Es bietet eine nahtlose Mobilitätserfahrung durch Dienste wie gemischte Mobilitätsdienste, ein Ladenetzwerk sowie Restaurant- und Reservierungsprozesse. Die Anwendung beinhaltet einen Sparrechner, der es den Benutzern ermöglicht, Dienste wie die Berechnung der Straßenbenutzungsgebühr, des Stromverbrauchs und der CO2-Emissionen zu nutzen und davon zu profitieren.
Play.more wiederum bietet intelligente Lebensdienste, die den Benutzer unterhalten und das tägliche Leben durch Gamification einfacher und angenehmer gestalten. Zu den Diensten von Play.more gehören Smart-Life-Lösungen, nutzungsbasierte Versicherungsdienste, In-Car- und Mobile-Game-
Anwendungen sowie Smart-Health-Anwendungen. Das Konzept von USE CASE Mobility® wird durch Kunst veranschaulicht, die eine universelle Sprache spricht. TOGG präsentiert die Konzepte von “Digital Art Mode”, “Human-Technology”, “East-West”, “Mind-Heart”, “Unity-Pluralität” und “HeuteMorgen” in einer Welt der Dualität. Benutzer können diese Konzepte hautnah erleben. Darüber hinaus können sie die digitalen Kunstwerke, die sie auf dem Bildschirm ihres Smart-Geräts sehen, auf Wunsch auf ihren heimischen Fernseher oder einen digitalen Bildschirm projizieren.
Neue Fahrzeuge sind in Arbeit. Das Tro.More System soll ausgeweitert werden, die User Centricity tagtäglich verbessert. Mit dem OTA Update erlebt der User stets neue Entwicklungen live und in Echtzeit mit. Expansiv möchte TOGG bis Ende 2023 650 Ladestationen innerhalb der Türkei installieren. 2035 ist die CO2 neutrale Produktion vogesehen.




KARSAN
Karsan Ist die „e Volution“ Produktionsstätte für vollautonom fahrende Elektrobusse. Gleichwohl werden hier auch konventionell angetriebene Renault Megane produziert.

Die vollelektrischen Busse fahren teilweise komplett autonom und werden bereit heute nicht nur in Forschungsprojekte eingesetzt, sondern sind derzeit bereits fahrplanmäßig im Alltag in einigen europäischen und amerikanischen Städten fahraktiv. Der Bedarf dazu steigt enorm und ist im Geschäftsalltag erkennbar. 2022 war die Marke im Stadtbussektor mit einem Wachstum in Höhe von 277% die am schnellsten wachsende Marke in Europa










assanhanil
Ob Stoßdämpfer oder Sitze – die türkische Automobilindustrie boomt und ist selbst für renommierte global Player – wie der südkoreanischen Marke Hyundai aktiv. Recycling und natürliche Werkstoffe sind die Grundlage alles Tuns in diesem Bereich. In beeindruckender Geschwindigkeit werden hier in TOP Qualität Autositze – speziell für einige Hyundai Modelle, Frontpartien für Hyundai und TOGG sowie für FORD Nutzfahrzeuge produziert.

Wie sollte es auch anders sein, wenn Hyundai mittlerweile Garantien für die Fahrzeuge in Höhe von bis zu acht Jahren an den Endnutzer gibt? Alle 90 Sekunden verlässt eine komplette Sitzgruppe das Werk und geht auf die globale Reise. Allerdings nicht ohne ein beeindruckendes digitalisiertes und mit Video dokumentiertes Qualitätsmanagements.
Nachhaltigkeitsaspekte, Ressourceneffizienz und die strikte Einhaltung europäischer und internationaler Vorgaben und IOS Normen werden explizit umgesetzt.



infoTRON
1994 gegründet, ist InfoTron hier der führende Anbieter von 3D-Technologie und Produktdesign- und Entwicklungslösungen in der Türkei.

Mit seiner breiten Palette an Produkten und Dienstleistungen bietet infoTRON seit fast drei Jahrzehnten hochwertige technische Lösungen für führende Unternehmen in den Bereichen Automobil, Verteidigung, Luft- und Raumfahrt, Elektronik und Haushaltsgeräte in der Türkei an. Es ist wahrlich faszinierend, wie ein Scan erstellt und letztendlich in ein kommerziell genutztes Produkt umgewandelt werden kann. Reden wir zum Beispiel über Gewichtsreduzierung im Mobilitätssektor. Kunststoffe können hier komplett weitaus schwerere Werkstoffe ersetzen – in Zeiten der Elektromobilität aufgrund schwerer Batterien ein wesentlicher Aspekt.
Der UseCase liegt aber auch im militärischen Bereich. Hier durften wir uns aufgrund der Geheimhaltungspremissen nur einen kleinen Einblick verschaffen.
3D Printing als Replikationstechnik erweist sich hier als die führende technologische Errungenschaft. Alles kann reproduziert werden. Kostenneutral und in technischer Hinsicht mit unfassbaren Ergebnissen. Sei es die Haptik, der Use Case oder die Materialbeschaffenheit. Mittels hochmoderner Technologien sind hier keinerlei – wirklich keinerlei(!) Grenzen ersichtlich. Zumindest für uns Laien.




So sind mittlerweile auch komplette 3D Scanning am lebenden Objekt umsetzbar – Klonen ist menschlich.., oder schlichtweg „irre“. infoTRON hat mittlerweile den Platin- und Gold-Partnerstatus für weltweit führende Unternehmen im Bereich 3DTechnologien wie Stratasys, Artec und dem Militärunternehmen Dassault Systemes erreicht.
RoT STUDIO ist ein 2023 gegründetes Spin-off, welches sich auf Virtual-Reality-Trainingsplattform spezialisiert hat. Benutzer können ihre eigenen VR-Trainingsinhalte ohne Code mithilfe einer simplen Drag-and-DropMethode erstellen. Die Software bietet den Benutzern die Möglichkeit, eine unbegrenzte Anzahl von Schulungsszenarien zu erstellen, ohne von unattraktiven Logistik- oder Schulungskosten abhängig zu sein.
Zu den Vorteilen von RoT STUDIO gehören die Benutzerfreundlichkeit, das Engagement, die Zusammenarbeit, die Kosteneffizienz, die Skalierbarkeit, die Sicherheit und die Erstellung einer unbegrenzten Anzahl von Szenarien für die individuellen Schulungsanforderungen jedes Unternehmens. Diese Software trägt dazu bei, den CO2-Fußabdruck zu verringern, indem sie den Bedarf an persönlicher Schulung vor Ort verringert.
Impressionen
Die Türkei zeichnet sich durch eine hohe Machtdistanz aus, d.h. bestehende Hierarchien werden in einem vergleichsweise hohen Maße akzeptiert. Die türkische Kultur hingegen scheint durch einen niedrigen Individualismus bzw. hohen Kollektivismus geprägt.
Mein Eindruck von der türkischen Automobilindustrie ist – gelinde geschrieben – überwältigend. Türkische Unternehmen haben einen faszinierenden Drive. Physikalischen Grundlagen, emotionale Agenden, technische Errungenschaften – hier dreht sich global sehr viel.
Wir haben Menschen kennengelernt, die mich zu einem Perspektivenwechsel animieren. Ob der Fleiß, die Hilfsbereitschaft, die Gastfreundlichkeit – oder eben des Erreichten, dem derzeitig gezeigten Status Quos und dem unbändig erscheinendem Zukunftsdrang: die Türkei ist kein Land, auf welches wir herabblicken können. Ich will es eh nicht. Aber wir alle kennen die Vorurteile.
Jedoch: diskrepanter Perspektivenwechsel, eine Kultur der Augenhöhe sind dringend von Nöten.
Knowledge is power, türkisch is more power. Simple as it is!
Um dies mit einem exemplarischen Beispiel untermauern zu dürfen, eine kleine Anekdote: die Generalsekretärin von TAYSAD musste sich aufgrund der Visaabkommen zwischen der EU und der Türkei für eine Messe in Deutschland akkreditieren. Trotz sehr rechtzeitiger Anmeldung kam die benötigte Bescheinigung eine Woche zu spät. Also haben Unternehmen eine ganze Woche keinen rechtzeitigen positiven Bescheid erhalten. Dieser wurde genau eine Woche NACH der Veranstaltung zugesandt mit der Datierung auf das richtige eigentliche Datum. Damit untersagte man der Generalsekretärin (!) eines der größten Verbände der Türkei den Zugang zur Messe. Irre! SO geht man nicht mit Unternehmen um. Hier muss sich viel ändern. Angebote in jeglicher Hinsicht sind dringend geboten. Bleiben wir bitte möglichst auf Augenhöhe.
Mehr miteinander – nicht alleine ! Es war ein Fest voller Emotionen, voller Erkenntnisse und: vollen Mägen!
Güle Güle! Ich komme gerne wieder!
Fotocredits: eigene Produktion, Doris Holler Bruckner sowie Hersteller