Wie wirken sich die wesentlichen Änderungen im Alltag aus? Genau das wollten wir wie immer mit unserem 14-tägigem Praxistest herausfinden.
Der von uns am 05. Dezember 2019 übernommene HYUNDAI IONIQ Elektro Level 6 in der Farbe Liquid Sand machte bereits beim Abholen einen herausragenden Eindruck. Hyundai geht allein schon mit der Farbgestaltung etwas andere Wege – uns gefällt die Farbe “liquid sand” sehr gut.
Hyundai hat dem kompakten Elektromodell im Jahr 2020 einige Adaptionen beschert. Vieles wurde besser, einige Dinge allerdings auch leider etwas schlechter. Dazu aber später mehr.
Die Front hat nun scheinbar zwei Öffnungen. Dies fällt allerdings erst dann so richtig auf, wenn Teslafahrer an den Schnellladern sehr genau herüberschauen und gar herbeikommen.
Weiterhin sind nun modernere Voll LED Frontscheinwerfer eingebaut mit einem hervorragenden Lichtkegel.
Innen gibt es nun einen wesentlich größeren Bildschirm für die Navigation, insgesamt 16 Pferdestärken mehr und einen größeren Akku.
E-Autos benötigen einen Onboard – Charger für die Konvertierung von Wechsel- in Gleichstrom. Dieser hat wesentlichen Einfluss auf die Ladegeschwindigkeit. Mit der Faceliftvariante hat es neben der Batteriekapazität auch eine Leistungserhöhung des Chargers gegeben. So können fortan 7,2 statt 6,6 Kilowatt geladen werden.
Wenn die heimische Wallbox – und das ist meist der Fall – leider nur 4,6 kWh schafft, benötigt das Laden an der dieser bis zu acht Stunden. Erst dann ist das von ehemals 28 kWh auf nunmehr 38,3 kWh große Batteriepack via Typ-2-Kabel vollständig geladen.
311 Kilometer WLTP-Reichweite
Laut den Datenblättern soll der HYUNDAI IONIQ Elektro Facelift an einer Schnellladestation mit 50 kW von null auf 80 Prozent in 57 Minuten geladen sein. Leider bemerkten wir immer wieder einen Ladesturz auf rund 34 KW, sodass sich im Vergleich zum Vorgängermodell eine längere Ladedauer ergab. Mit dem größeren Akku sind zwar weitere Fahrten möglich. Leider werden diese verbesserten Werte in der Praxis allerdings durch längere Standzeiten kompensiert. Die WLTP-Reichweite liegt bei 311 Kilometern, durchschnittlich verbrauchte unser Praxistestwagen rund 13,8 kWh pro 100 Kilometer Fahrtstrecke.
Innen glänzt auffällig und funktional das neue Navi mit wirklich intuitiv erlernbaren Funktionen – in einer nun sehr beachtlichen Dimension von 10,25 statt acht Zoll.
Der hochauflösende Full- HD Monitor passt sich sehr stimmig in die Riege der mittlerweile nicht mehr vorhandenen Drucktasten ein. Diese mussten nämlich blau hinterleuchteten Touchoberflächen weichen. Der Bildschirm ragt nun auch über das Armaturenbett hinaus, sodass die sichere Bedienung verbessert wird.
Eine bemerkenswerte neue Unterstützung ist die sogenannte Bluelink-App.
Dort werden neben Remote-Funktionen (Klimasteuerung, Lademanagement, etc.) auch Meldungen zum Status Quo des Fahrzeugs aktiv gemeldet oder sind jederzeit abrufbar.
Wie sein Vorgänger ist der aktuelle HYUNDAI IONIQ Elektro nicht der Sportler unter den Elektrofahrzeugen. 16 PS mehr bedeuten nicht sonderlich bessere Beschleunigungswerte. Jedoch ist anzumerken, dass dieses Fahrzeug darauf bedacht ist, die Insassen mit einem sehr hohen Maß an Komfort und den besten Reichweitenwerten in Bezug auf seine Effizienz von A nach B zu bringen.
Das Fahrwerk ist gutmütig und gleicht Unebenheiten anständig aus.
Gleich geblieben sind die auch vom Vorgängermodell bekannten Rekuperationsstufen. Der überarbeitete Hyundai IONIQ Elektro besitzt nun die 1-Paddel-Fahrfunktion, die Hyundai bereits im Elektro-SUV Kona eingeführt hat. Unser Testfahrzeug verfügte auch über das Smart-Regenerative-Braking-System, welches die regenerative Bremsstufe abhängig von der Straßenneigung und der Fahrsituation des vorausfahrenden Fahrzeugs beim Ausrollen automatisch steuert.
Effektiv ist der HYUNDAI IONIQ Elektro in Europa ca. € 4.000 teurer geworden, Im Gegenzug erhält man neben der zusätzlichen Leistung und der um rund 37 Prozent gestiegenen Batteriekapazität auch etwas mehr Sonderausstattung wie Lenkrad- und Sitzheizung vorne, das größere Navigationsdisplay und einen Regensensor.
In der von uns getesten Version – Level 6 – konnten wir uns zusätzlich über eine Lederinnenausstattung, elektrisch belüfteten Fahrer- und Beifahrersitzen sowie die Sitzheizung hinten freuen.
Insgesamt bleibt der HYUNDAI IONIQ Elektro das Maß der Effizienz im Elektroautobereich. Ein sehr bequemer und moderner Wagen mit allen notwendigen Belangen.
Leider hat uns gleich am ersten Praxistag auf einem Parkplatz ein anderes Fahrzeug beim Rangieren die Seite zerkratzt.
Fazit
Der IONIQ präsentiert sich souverän, schnittig und liefert ein sehr gutes Gesamtpaket ab.
Der IONIQ bereitet einfach Freude pur. Außerdem überzeugt uns, dass Hyundai nicht viel Aufhebens gemacht, sondern aus dem Stand ein mehr als konkurrenzfähiges Fahrzeug auf die Räder gestellt hat. Hyundai selbst wurde von der Nachfrage überrascht: Die für 2017 geplante Menge war schon im April verkauft. Jetzt gibt es Lieferzeiten von mehreren Monaten
Den IONIQ Elektro zeichnen vor allem aus: er ist von allem etwas und von diesem das Beste – mit wenigen Ausnahmen. Der Preis und die Ausstattung, der Fahrkomfort, der Antrieb und der Platz sind sehr gut.
Durch seinen geringen Verbrauch, auch bei Autobahnfahrten, in Relation zu vielen anderen Fahrzeugen, gleicht er die fehlende Kapazität im direkten Vergleich stets sehr gut aus.