Der KIA Sportage wird elektrisiert
Der aktuelle Kia Sportage ist seit Anfang des Jahres auf dem Markt. Die fünfte Generation ist auch der erste, in der das Kompakt-SUV auch mit Plug-in-Hybrid-Antrieb angeboten wird.
Unsere erste Begegnung
Das futuristisch gestylte Korea-SUV kam Anfang des Jahres auf den Markt und erntet von Passanten stets Lob und staunende Blicke.

Bei dem von eTOURING getesteten Modell handelte es sich um den Kia Sportage 1.6 T-GDi PHEV mit 265 PS in der Ausstattung GT-line Plus. Serienmäßig war das Fahrzeug mit 19-Zoll-Rädern, Allradantrieb, einem schnellen Sechsgang-Automatikgetriebe, elektronisch einstellbarem Fahrwerk, Panorama-Glasschiebedach, Dreizonen-Klimaautomatik, elektrisch einstellbaren Vordersitzen, Surround-View-Monitor, LED-Scheinwerfern und Harman-Kardon-Audiosystem ausgestattet.

Das Cockpit mit den großen Displays ist nicht neu, sondern in der gesamten elektrifizierten KIA-Gruppe verbaut. Die Sitzheizung arbeitet zuverlässig und will nicht mehr gemisst werden.
Über die Knöpfe könnt ihr den Wagen starten, wählt die Fahrprogramme, könnt zwischen den Modi wechseln oder auch die Sitzheizung oder -belüftung einschalten. Sogar eine Lenkradheizung ist mit dabei. Von der Klavierlackoptik bin ich weiterhin kein Fan, denn die wirkt schnell schmutzig. Insgesamt ist das Auto gut verarbeitet und die Sitze sind bequem.

Das optionale Panorama-Schiebedach reicht bis zur Rückbank und ermöglicht einen luftigeren Raumeindruck.

Platz & Komfort
Bei der getesteten Topversion GT-Line reden wir von einem Fahrzeug mit Drei-Zonen-Klimaautomatik sowie klimatisierten und elektrisch einstellbaren Vordersitzen. Hinzu kommt ein sehr solider Qualitätseindruck, und auch übers Raumangebot kann der Kia-Käufer kaum klagen. Das Ergebnis ist zwangsläufig ein Kompromiss zwischen Optik und Funktion. Wohltuend ist, dass Kia auf Touchflächen am Lenkrad verzichtet und die Zahl der Tasten dort auf ein sinnvolles Maß beschränkt.

Vorn reicht das Platzangebot für knapp 1,95 m große Personen. Wobei hier die Beinfreiheit limitierend ist, die Kopffreiheit würde selbst für knapp 2,15 m große Menschen ausreichen. Der Innenraum ist breit genug und seiner Klasse angemessen, so empfindet man das Raumangebot als großzügig, auch wenn die Mittelkonsole und das Armaturenbrett In der getesteten Ausstattungslinie GT-Line ist eine Dreizonen-Klimaautomatik inbegriffen, die Intensität der automatischen Klimaregelung kann man in drei Stufen vorwählen. Auch Sitzheizung vorn und hinten, Lenkradheizung sowie abgedunkelte Scheiben ab der B-Säule gehören zum Serienumfang. Die Sitzlüftung für die vorderen Plätze ist ebenfalls ab Werk an Bord. Die Umluftautomatik aktiviert beispielsweise auch bei Tunneleinfahrt den Umluftmodus, um die Luftqualität im Innenraum nicht zu verschlechtern. Die Frontscheibe ist bereits in der Basisausstattung mit einer Isolierverglasung zur Geräuschdämmung versehen. Bis in mittlere Autobahngeschwindigkeiten ist es im Innenraum nicht störend laut, der Sportage eignet sich damit auch für längere Fahrten, ohne zu stressen.

Ich bin 182 cm groß. Hinten gibt es eine eigene Klimazone, sodass die Temperatur individuell eingestellt werden kann.
Das Armaturenbrett ist ganz im aktuellen Stil von Kia. EV6, Niro sowie Sportage sehen sich innen ziemlich ähnlich.

Das futuristische und moderne Cockpit des Sportage wird von zwei großen Displays dominiert. Beim KIA Sportage GT-Line haben die Koreaner vieles an Multimedia-Ausstattung verbaut, was für das Modell lieferbar ist. So ist ein Navigationssystem mit Online-Verkehrsinformationen serienmäßig an Bord. Remote-Service-Optionen wie Fernzugriff über Smartphone App dabei sind – die Online-Dienste stehen für die ersten sieben Jahre kostenfrei zur Verfügung (inklusive Update der Navigationskarten). Die Serienausstattung umfasst zudem ein Radio (mit DAB+), Bluetooth-Freisprecheinrichtung und Audiostreaming sowie Apple CarPlay und Android Auto. Leider lässt sich das Smartphone nur mithilfe eines USB-Kabels auf dem Zentraldisplay spiegeln, weshalb die serienmäßige induktive Ladeschale für Nutzer der beiden Smartphone Schnittstellen leider nur die Hälfte wert ist. Gegen Aufpreis ist auch ein Harman/Kardon-Soundsystem mit 8 Lautsprechern erhältlich. Ebenso umfasst die Serienausstattung mehrere USB-Anschlüsse (vorn ein USB-A- und ein USB-C-Anschluss), wobei die beiden hinteren USB-C-Anschlüsse an ungewohnter Stelle an den Seiten der Vordersitze angebracht sind. Darüber hinaus gibt es eine 12-V-Steckdose vorn und eine im Kofferraum.

Die Fahrzeugeinstellungen werden über das hoch positionierte 12,3 Zoll große Zentraldisplay mit Touch-Eingaben vorgenommen, die Menüs sind aufgrund der vielen Individualisierungsmöglichkeiten recht umfangreich, nach etwas Eingewöhnung aber gut beherrschbar. Die Instrumente sind komplett digital und in gleicher Größe ausgeführt; sie sind bei Tag wie bei Nacht einwandfrei ablesbar. Die meisten Knöpfe und Schalter im Fahrzeug sind ausreichend groß und klar beschriftet (Symbole oder in Englisch) sowie griffgerecht angeordnet, allerdings recht verstreut platziert. Die Fahrzeugbedienung fällt im Alltag nicht gerade leicht, da man sich zunächst in das Bedienkonzept einarbeiten muss. Zudem werden die Tasten links unten am Armaturenbrett vom Lenkradkranz teilweise verdeckt.
Volumen
Die elektrische Heckklappe offenbart einen großen und breiten Kofferraum, in dem ohne Probleme zwei große Koffer und noch vieles mehr Platz findet. Die hinteren Sitze lassen sich umklappen und sogar in der Neigung verstellen.
Der Gepäckraum fasst unter der Kofferraumabdeckung 395 l. Entfernt man die Laderaumabdeckung und nutzt den Stauraum bis zum Dach hoch, erweitert sich das Volumen auf 605 l. Alternativ können im Kofferraum auch bis zu elf Getränkekisten untergebracht werden. Klappt man die Rücksitze um und beschränkt sich auf den Stauraum bis zur Fensterunterkante (aus Sicherheitsgründen empfehlenswert), lassen sich bis 835 l verstauen. Bei Ausnutzung des gesamten Raums hinter den Vordersitzen sind auch bis zu 1.395 l Volumen verfügbar. Unter dem Kofferraumboden können zusätzliche 25 l verstaut werden.
Unter Strom
Der etwas brummig klingende 1,6-Liter große Vierzylinder harmonisiert tadellos mit dem 67 kW (91 PS) starken Elektroantrieb. Dies sorgt für eine Systemleistung von großartigen 195 kW / 265 PS und 350 Newtonmeter Drehmoment. So beschleunigt das SUV mit seinen über 1,9 Tonnen in 8,2 Sekunden aus dem Stand auf Tempo 100 und erlaubt im Bedarfsfalle eine Höchstgeschwindigkeit von 140 km/h (elektrisch) respektive 191 km/h mit beiden Motoren gemeinsam.
Im Kia Sportage ist eine 13,8 kWh große Batterie verbaut, die für eine Reichweite von 60 km sorgen soll. Das habe ich nicht erreicht. Auf der Autobahn mit 130 km/h waren 30-35 km drin. Geladen werden kann einphasig mit 7,2 kW, was gegenüber dem vor einem halben Jahr bewegten Kia Sorento PHEV ein deutlicher Fortschritt ist. Nutzen lässt er sich in der Regel aber nur an öffentlicher Ladeinfrastruktur. An der heimischen 11-kW-Wallbox ist mit dieser Auslegung bei 3,7 kW Schluss, denn sie verteilt ihre Ladeleistung auf drei Phasen.
Im eTOURING Alltag pendelt sich der Energiebedarf im automatischen Hybrid-Modus bei ungefähr vier Litern je 100 Kilometern ein. Ein passabler Wert. Gleichauf mit dem deutlich schwächeren und kleineren Ceed PHEV. Dies ist bedingt durch den stärkeren Elektromotor des Sportage und der damit verbundenen höheren Rekuperation.
Der Sportage Plug-in-Hybrid ist immer ein Allradler. Wirklich gebraucht haben wir die verschiedenen Fahrmodi für unbefestigte Untergründe nicht.
Insgesamt muss ich aber sagen, dass ich vom Plug-in-Hybrid Kia Sportage begeistert bin. Der große Akku sorgt dafür, dass ihr alltägliche Strecken komplett elektrisch fahren könnt. Auch das Zuschalten des Verbrenners ist sehr angenehm und passiert sanft. Das kenne ich von anderen Hybriden deutlich ruppiger und vor allem lauter. Der Sportage ist ein riesiges Auto mit viel Platz für die ganze Familie und verbraucht bei sparsamer Fahrweise relativ wenig Kraftstoff. Ihr sollte aber eine eigene Wallbox besitzen.

Fahren
KIA hat den Sportage hervorragend abgestimmt. Das Fahrzeug liegt sicher auf der Straße und bleibt selbst in schnell durchfahrenen Kurven neutral und leicht beherrschbar. Der Geradeauslauf ist einwandfrei, lediglich von ausgeprägten Spurrinnen lässt sich das SUV leicht beeinflussen.

Während der Kia Sportage Hybrid ohne Steckdose wahlweise als Fronttriebler oder mit Allrad erhältlich ist, kommt der Plug-In immer mit Vierradantrieb. Der intelligente Allradantrieb ist ein mechanischer, das heißt, der Grip ist da, unabhängig vom Ladestand der Batterie.
Der KIA Sportage ist in der GT-Line serienmäßig mit einer elektronischen Dämpferkontrolle ausgestattet, sodass sich die Dämpfungscharakteristik individuell auf unterschiedliche Fahrbedingungen wie Karosseriebewegungen sowie Lenkbefehle anpassen kann. Der Fahrer kann jedoch nicht aus unterschiedlichen Kennfeldern vorwählen, die das SUV beispielsweise komfortabler oder straffer ansprechen lassen.
Verbrauch
Laut Datenblatt begnügt sich der Sportage 1.6 T-GDI PHEV AWD AT im kombinierten Verbrauch mit 1,1 Liter auf 100 Kilometern.
Von diesem Wert entfernt er sich im Alltag. In den zwei Wochen mit regelmäßigem Aufladen über Nacht pendelt sich unser Verbrauch – mit einigen längeren Strecken – auf knapp 3,4 Liter pro 100 Kilometer ein.
Sicherheit
Der optionale Allradantrieb verteilt die Antriebskraft je nach Straßenbedingungen und Fahrsituation auf die Vorder- und Hinterräder, sodass selbst auf rutschigem Untergrund die Kraft des Motors zügig in Bewegung umgesetzt wird. Die Funktion „AWD Lock” ermöglicht einen direkten Antrieb der Räder (Sperre), um die Traktion auf Schnee oder im Gelände zu verbessern. Ansprechverhalten und Dosierbarkeit der Bremsanlage sind einwandfrei. Auch bei hoher Beanspruchung lässt die Bremsleistung nicht nach.
Abgesehen vom Bereich um die Mittellage bietet die Lenkung inklusive elektronisch unterstützter Servolenkung ein ordentliches Lenkgefühl und eine angemessene Rückmeldung. Kurven lassen sich recht zielgenau anvisieren und präzise durchfahren. Wie schon beim Kia EV6 und Niro EV haben mich die Assistenzsysteme des Sportage überzeugt. Besonders auf der Autobahn sind der Lenk- und Spurassistent, der Toter-Winkel-Warner, adaptiver Tempomat und die Kameras eine gute Unterstützung. Mit den Assistenzsystemen fährt es sich auf Dauer sehr angenehm. Insbesondere auf der Wiener Autobahn im Stau.
Der Kia Sportage ist kein kleines Auto. Und deswegen ist es umso wichtiger, dass eine 360-Grad-Kamera verbaut ist. Besonders nach hinten ist die Übersichtlichkeit wegen der breiten C-Säule leicht eingeschränkt. Besonders der Blick auf die Bordsteine hilft dabei, nicht die schönen Felgen zu demolieren.

Kosten
Der KIa Sportage ist in Österreich bereits ab € 31.490,– zu haben. Unser Testagen in Vollausstattung kam auf € 50.390,–
Fazit
KIA ist es gelungen, mit dem Sportage ein zeitgemäßes, geräumiges und angenehm fahrendes SUV mit wenigen Schwächen zu entwickeln, welches einen tollen Gesamteindruck hinterlässt. Hochwertige Materialien, gepaart mit viel Platz, gute Fahrleistungen sowie die sieben Jahre Garantie sind eine Ansage an den Mitbewerb.
Die Rundumsicht nach hinten könnte besser sein, aber das ist der wohlgeformten Optik des Sportage sowie der Tigerlinie von KIA allgemein geschuldet.

Der neue Kia Sportage erweist sich auch in der getesteten Plug-in-Hybrid-Version als großartiges Reisefahrzeug. Er ist gut verarbeitet und trotz seiner Größe und seines Gewichts agil.
Die vielen Assistenzsysteme sorgen stets für komfortables und sicheres Reisen.